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Besuch aus der Steiermark: Erfolgreiche Projekte bei Freunden

Beim dritten und finalen Info- und Diskussionsabend von MTB Traunsee in Ebensee (21. Mai 2024) begeisterte Markus Pekoll als Gast mit bärenstarkem Argumentationsgeschick. Er skizzierte im Rahmen eines Austauschs unter mehr als 50 aufmerksamen und begeisterten Teilnehmer*innen die Herausforderungen und Lösungsansätze in seiner Heimat, die Parallelen zur Situation in der Traunseeregion aufweisen.



Zum Thema MTB-Infrastruktur: Welche Lösungsansätze wurden in der Steiermark entwickelt?


Markus: Jährlich fünf Millionen Euro Budget für Trailbau sind nichts, wenn ich niemanden finde, der sich um ein Projekt kümmert. Was nicht passieren darf, ist, dass ein Projekt mit dem Durchschneiden des Bandes bei der Eröffnung dem Verfall preisgegeben wird. Deshalb braucht es Strukturen. Ein Beispiel: Wenn ich die Wartung auf 200 Leute verteile, die sich einen halben Tag pro Jahr um den Trail kümmern, dann habe ich 100 Arbeitstage zur Verfügung. Es muss in die Köpfe, dass ich etwas beitragen kann – der Alpenverein ist hier ein Vorbild. Das Wichtigste ist: Vertrauen schaffen und aufklären. Deshalb ist es so wertvoll, was ihr hier mit der Initiative geschaffen habt.


Kannst du uns ein Umsetzungsbeispiel aus der Steiermark näher skizzieren?


Markus: Ich glaube, dass MTB Murtal gut zur Situation bei euch hier am Traunsee passt. Auch in der Steiermark war es ein Novum, dass sich von Judenburg ausgehend MTB Murtal als Gesellschaft Bürgerlichen Rechts entwickelt hat und dieses nun ein loses Bündnis von 20 Gemeinden ist. Die haben einen einheitlichen Vertrag für die Nutzung von MTB-Strecken, einen einheitlichen Entschädigungssatz und eine einheitliche Kommunikation sowie eine standardisierte Beschilderung. Und das nur, weil vier, fünf Bürgermeister gesagt haben, dass die Situation nicht mehr tragbar ist und legale Angebote her müssen. Das erste Projekt war dann der Sender-Trail in Judenburg auf öffentlichem Grund, der im Gemeindebesitz ist – das hat die Sache natürlich sehr erleichtert. Dann wurde der passende Trailbauer gefunden. Bei der Streckenplanung ging es darum, ein kluges Konzept auf diesem Berg mit 300 Metern Höhendifferenz aufzusetzen.


Wie sieht das konkret aus?


Markus: Ein Angebot für Einsteiger und Familien in der unteren Hälfte, sodass da wirklich jeder fahren kann. Und von der Spitze des Berges war es der Plan, die Trails anspruchsvoll zu gestalten, damit sich die erfahrenen und sportlichen Biker ebenso austoben können. Dann ist es richtig los gegangen. Es hat sich zunächst vor allem die Frage gestellt, wer sich später um den Betrieb kümmert – da galt es auch, die Finanzierung zu sichern. Im zweiten Jahr wurden die Strecken erweitert, im dritten kam ein Kinder-Bereich, das Sender-Land dazu. Was ist also passiert? Zuerst waren die Mountainbiker nicht greifbar und die Konflikte evident. Dann hast du im dritten Jahr einen Event wie die Trailpartie dort mit 170 Startern… damit ist diese Gruppe schlagartig sichtbar und bringt Wertschöpfung in die Region. Die Gemeinde hat inzwischen einen Angestellten, der sich um die Trail-Area kümmert, eine sehr günstig zu erhaltende Sportinfrastruktur – gerade im Vergleich zu einem Fußballplatz oder einem Hallenbad. Natürlich stellt sich auch die Frage, wie man selbst günstige Infrastruktur finanziert, das funktioniert in Judenburg zum Teil über freiwillige Spenden bei grundsätzlich kostenloser Nutzung der Trails. Aber diese Erfolgsgeschichten gibt es nicht nur in der Steiermark, sondern überall – man muss sie nur erzählen.

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